Die Feldenkrais-Methode®

Mosché Feldenkrais

Geboren wurde Moshé Feldenkrais 1904 in eine orthodox-jüdische Familie in der heutigen Ukraine. Im Alter von 15 Jahren wanderte er nach Palästina aus. Dort ging er zur Schule, arbeitete am Bau, lernte und unterrichtete Jiu-Jitsu, eine asiatische Methode der Selbstverteidigung. Auch als Privatlehrer für Kinder mit Lernproblemen war er wegen seiner sowohl ungewöhnlichen als auch erfolgreichen Methoden sehr gefragt.

1930 ging Feldenkrais nach Paris, um Ingenieurswissenschaften und Physik zu studieren, arbeitete ab 1933 als Nukleartechniker und gründete den Jiu-Jitsu Club de France. Dort lernte er den Begründer der Kampfsportart Judo, Jigoro Kano, kennen, wurde von ihm ausgebildet und zum Judobotschafter in Paris ernannt. Zwei Bücher schrieb er in dieser Zeit über Jiu-Jitsu und Judo, beide wurden Bestseller.

Nach der deutschen Besatzung Frankreichs flohen er und seine Frau 1940 nach Großbritannien, wo er als Wissenschaftsoffizier in der Anti-U-Boot Forschungsabteilung tätig war – und erneut Judo unterrichtete. Allerdings bereiteten ihm eine alte und eine neue Knieverletzung ernsthafte Probleme, er wollte sich aber nicht operieren lassen und beschäftigte sich stattdessen mit funktionaler Anatomie. Er erkannte, dass seine eigenen Bewegungsmuster ursächlich für seine Beschwerden waren, erprobte alternative Bewegungsmöglichkeiten und legte damit die Grundlagen für seine Lernmethode. 1949 erschien sein Buch „Der Weg zum reifen Selbst – Phänomene menschlichen Verhaltens“, in dem er seine Forschungsergebnisse zusammenfasste.

Portrait von Moshé Feldenkrais
Moshé Feldenkrais, Freiburg 1981
© International Feldenkrais® Federation Archive, Michael Wolgensinger

1949, nach dem Ende des II. Weltkriegs, kehrte Feldenkrais zurück in den mittlerweile neu gegründeten Staat Israel und leitete dort die Elektronikabteilung des Verteidigungsministeriums.

Ab 1952 widmete er sich dann aber endgültig seiner eigenen Bewegungslehre und Lernmethode. Er unterrichtete in Tel Aviv an der Universität, hielt Vorträge in Europa und den USA, veröffentlichte mehrere Bücher, bildete seine Assistenten und später in San Francisco und Amherst auch Studierende aus, die seine Praxis, Lehre und Forschung weiterverbreiten konnten. Zudem reiste er durch die USA und Westeuropa, um seine Ideen bekannt zu machen.

1981 erlitt Feldenkrais einen Gehirnschlag, von dem er sich nicht mehr richtig erholte. 1984 starb er in Tel Aviv.

… und die Feldenkrais-Methode®

Bei der Entwicklung der Feldenkrais-Methode „Bewusstheit durch Bewegung®“ orientierte sich Feldenkrais an der organischen Entwicklung Neugeborener.  Deren neugieriger Lernprozess lässt sie variantenreich viele Bewegungsmuster durchspielen, bis sie, in der Anpassung an die Schwerkraft, für sich erfolgreiche, angenehme und vergnügliche Möglichkeiten entdecken, sich zu drehen, zu rollen, zum Sitzen, Stehen und Gehen zu kommen.

„Da organisches Lernen der ursprüngliche Weg war, wie wir uns selbst in Bezug zur Welt organisiert haben, kann es auch der Weg sein, unsere Bewegungs- und Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen.
Legt euch auf den Boden und beginnt von neuem zu wachsen.“

Moshé Feldenkrais

Für uns als Erwachsene ist dieses spielerische Erkunden unserer eigenen Bewegungsmöglichkeiten im Alltag oft verloren gegangen, wir bewegen uns in gewohnter Weise, ohne uns bewusst zu machen ob dies hilfreich ist oder eher ungünstig für unser jeweiliges Vorhaben oder unsere körperlichen Strukturen. Feldenkrais‘ Idee war nun, die Lernfähigkeit des menschlichen Gehirns zu nutzen, unbewusste Bewegungsgewohnheiten zu erkennen, alternative Möglichkeiten zu erkunden, das Bewegungsspektrum zu erweitern und den eigenen Absichten effektiv anzupassen.

Kurz zusammengefasst: 1.) Erkennen was, und 2.) wie ich es mache, 3.) welche Alternativmöglichkeiten es gibt und wie sie sich anfühlen, 4.) dem Gehirn Gelegenheit geben neuartige und ungewohnte Bewegungen aufzunehmen, um neue neuronale Strukturen zu bilden und 5.) diese dann durch Wiederholung zu festigen.

Unser Nervensystem lernt die Motorik anders zu steuern, ungenutzte Muskeln zu aktivieren und verschiedene Bereiche des Körpers effektiver zu verbinden und zu koordinieren. Einseitige Belastungen des Bewegungsapparats können auf diese Weise vermieden, körperliche Einschränkungen aufgelöst, Schmerzen gelindert oder vermieden werden.

Die Feldenkrais-Methode® hat sich auch nach Feldenkrais’ Tod kontinuierlich weiterentwickelt und steht laut dem renommierten Neurobiologen Gerald Hüther im Einklang mit der heutigen Hirnforschung.

Feldenkrais-Methode®, Funktionale Integration® und Bewusstheit durch Bewegung® sind eingetragene Wortmarken

Erklär-Videos

In diesem Video wird erklärt weshalb sich die Bewegungen in Feldenkraisstunden oft ungewohnt oder neu anfühlen.

In diesem Video erfahren sie, warum Bewegungen in Feldenkrais-Gruppenstunden nicht vorgezeigt, sondern verbal angeleitet werden und was es mit dem Ausdruck „organisches Lernen“ auf sich hat.

In diesem Video erfahren Sie was es mit der Umkehrbarkeit einer Bewegung auf sich hat und wie dadurch die Koordination und das Gleichgewicht verbessert wird.

Dieses Video erklärt warum in der Feldenkrais-Methode® das Skelett im Fokus steht.

In diesem Video erfahren Sie warum die Bewegungsfähigkeit des Kopfes so wichtig ist und wie sie mit dem restlichen Körper und der Umgebung zusammenhängt.

Wie beeinflusst die Feldenkrais-Methode® die Psyche? In diesem Video erfahren Sie, wie die Feldenkrais Methode auch das psychische Wohlbefinden verbessern kann.